Liebes Klinikum Uelzen

Eine leider sich häufende Aufgabe dieser Zeitung ist es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Institutionen dieser Region öffentlich in Schutz nehmen zu müssen. Vor eben diesen Institutionen, ihren Managern...

Erst musste diese Zeitung die Vor-Ort-Mitarbeiter der Deutschen Post in Schutz nehmen -vor ihren Managern. Eigentlich das Post-Fiasko dieser Gegend verantwortend. Dasselbe kürzlich mit den Mitarbeitern der Bahn AG.

Seit Wochen nun sind Sie, meine Herren Caesar und Eydt, die Geschäftsleitung unseres neuen Uelzener Klinikums, Objekt der öffentlichen Kritik. Gipfelnd in dem Vorwurf eines der ärztlichen Führungsfunktionäre auf Landesebene, Gesundheit im Klinikum Uelzen sei nur Ware. Dieses schlimme Bild hat als Hintergrund, wie Sie als Klinikleitung mit einem Ihrer Chefärzte umgingen, mit einer Ihrer Patientinnen, mit...

Seit zehn Tagen gehe ich in Ihrem funkelnagelneuen Haus ein und aus. Wann ich will, nicht wann die Ärzte empfehlen oder Sie als Arbeitgeber anweisen. Ich komme als Angehöriger. Dabei lerne ich morgens, mittags, abends immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Arbeitsschichten Ihres Hauses kennen.

Mein Eindruck: Ihre Leute bringen sich um. Bisher. Für ihre Patientinnen und Patienten! Und für deren Besucher gleich mit (das restliche Essen von Christine bekomme ich angeboten, eigene Getränke, fehlt nur ein Aschenbecher für eine gute Brasil und ein Premium Pils der Heide-Brauerei).

Dies „Die bringen sich um" sage ich nicht nur bewundernd. Auch in Sorge, dass Ihre Leute sich auf die Dauer selbst umbringen. Genauer: Den Motor ihrer Motivation umbringen. Denn Ihre Ärzte, Therapeuten, Schwestern, Pfleger, Assistenten, Pförtner leben in dem denkbar ungesündesten Spannungsverhältnis am Arbeitsplatz, das es neben Mobbing gibt: Ihre Mitarbeiter/ innen arbeiten nicht nur für ihre Patienten so optimal sie können. Sie arbeiten gleichzeitig gegen das miserable Image des" Klinikums in der Öffentlichkeit an. Und dieses leidet.

Einige Mitarbeiter Ihres Hauses rücken nur ungern den Absender ihres Arbeitgebers raus, verheimlichen lieber. Denn dies passierte öfter: Sie arbeiten im Klinikum? Ach so..." Mit diesem „Ach so" baden die Ihren aus, was Sie ihnen an Badewasser einließen.

Nun wird Sie, liebe Geschäftsleitung des Klinikums, die Lektüre dieser und anderer weiterer Kritik nicht weniger gereizt stimmen. Im Gegenteil. Sicher laufen Sie auch nicht glücklich herum. Deshalb eine Erinnerung an Macchiavelli, den Politiker, oder Johannes XXIII. Oder Mark Aurel.

Alles Manager, die durchaus öffentlich nicht nur in Fettnäpfe, sondern auch Fettwannen traten. Sie alle lernten eine Gegenstrategie für die Folgen ihrer Fehltritte: Einlenken. In schweren Fällen sogar um Entschuldigung zu bitten. „Es wirkt wie Wunder", wurde ich unterrichtet, weil auch ich in Fett trete. ,,Es wirkt sogar, wenn man mit zusammengebissenen Zähnen um Verzeihung bitten muss."

Statt dass immer nur andere über Sie hier schreiben, nehmen Sie einmal selbst und offen Stellung. Vielleicht reicht es gar zu einem Ausdruck Ihres Bedauerns gegenüber falschen Informationen. Vielleicht zur Streichung dieser falschen Infos durch Sie im Internet, das derzeit die feigeste Rufmordwaffe ist, weil kein direkter Persönlichkeitsschutz für den von ihnen belasteten Arzt besteht. Vielleicht gelingt Ihnen das öffentliche Einlenken ohne zusammengebissene Zähne.

Das würde sicher nicht nur mich für Sie einnehmen. Sondern - ganz sicher - Ihren Mitarbeitern menschlicher vorkommen als das bisher Vorgekommene. Es wäre stark.

Und: Die würden sich dann doch nicht umbringen müssen, Ihre so fleißigen, ganz überwiegend liebenswerten Leute!

23.04.2004